Brauchen wir die Deutsche Bank wirklich? – MK 39-16

Die einstigen Jäger im Investmentbanking sind nun selbst zu den Gejagten geworden. Eine Hatz auf den Kern der Deutschen Bank hat begonnen. Eingeschworene Hedgefonds als Mitjäger in Sachen Bankgeschäfte verlassen fluchtartig ihre Hausbank und stellen sich auf Spekulationen gegen ihre ehemaligen Geschäftspartner ein. Forderungen aus den USA in der Höhe von 14 Milliarden Dollar als Strafzahlungen haben den Aktienkurs dieser einst so angesehenen Bank auf einen absoluten Tiefstand von ca. 10 € gebracht. Das Desaster nimmt erkennbar den letzten Anlauf und rächt sich für die jahrelangen exzessiven Investmentbanking-Transaktionen in Verbindung mit Aktien, Anleihen und Zertifikaten. Die damit verbundenen Spekulationen entsprachen sicherlich nicht wirklich den ethischen Grundsätzen dieser Deutschen Bank.

So hatte man sich zum Ziel gesetzt, die Finanzmärkte der Welt zu erobern. Zu den führenden Banken auf der Welt wollte der Vorstand mit der Deutschen Bank gehören. Es lockte die Wall Street und London als globale Finanztransaktionsstandorte. Nach der aufgehobenen Trennung des Investmentgeschäfts und den üblichen Bankgeschäften fielen alle Schranken und so stürzten sich die Banker in viele Geschäfte in der Finanzwelt verbunden mit einem hohen Risiko ohne wirkliche Finanzreserven im Rücken. Es wurde zu einem Geschäftsgebaren nach interner Auslegung der Richtlinien, also nach Gutdünken, ohne ethische Grundgedanken. Mit diesen Geschäften kam die Verlockung der Renditen in zweistelliger Höhe den Anlegern gerade recht und diese bejubelten ihre Deutsche Bank. Und so trieben die Investmentbanker über 20 Jahre ihre schonungslosen Geschäfte und die waren unter der Leitung von Anshu Jain außerhalb der seriösen Transaktionen besonders ausgeprägt. So lange die getätigten Geschäfte mit hohen Renditen verbunden waren, gaben die Anleger der Führung der Deutschen Bank recht und es bestätigte sich der Gewinnerkurs. Nach und nach sickerte das oftmals zweifelhafte Geschäftsgebaren an die Öffentlichkeit, die Finanzwelt und die Geschäftspartner waren davon nicht angetan und überhaupt nicht begeistert. In dieser Zeit der Offenlegungen hat der Ruf der Deutschen Bank schon gelitten und viele Menschen fragten sich: Was ist das für eine Bank und welche Art Geschäfte wickeln sie überhaupt ab? Die Finanzwelt betrachtete die Vorgänge kritisch und die Deutsche Bank rückte in den Focus der Aufsichtsbehörden.

Nach etlichen kontroversen Äußerungen von Vorständen der Deutschen Bank in der Öffentlichkeit waren viele Menschen von einem extremen Arroganz entsetzt und distanzierten sich von der Mentalität dieser Führungskräfte. Diese propagierten die These, uns kann sicherlich niemand als Deutsche Bank etwas anhaben, wir sind über allen Dingen erhaben. Man erinnert sich noch an die Äußerung des damaligen Chefs Hilmar Kopper über Handwerkerrechnungen in Höhe von 50 Millionen Euro, die wohl Peanuts wären. Diese Aufgeblasenheit hat dem Ruf der Deutschen Bank geschadet.

Die weltweite Finanzkrise im Jahr 2008 hat dann viele Länder und auch Banken voll erwischt. Diese geplatzte Finanzblase in Verbindung mit faulen Hypothekengeschäften in den USA hat für die ersten Rückschläge der Deutschen Bank gesorgt. Aber sie zählte damals zu den Banken, die keine staatliche Stützung in der Krise benötigten. Dennoch begann die Misere der Deutschen Bank durch die weiteren Veröffentlichungen von zweifelhaften Geschäften. So gab es die Offshore-Leaks, die im Jahr 2013 mit Informationen über Transaktionen der Deutschen Bank in mehreren Steueroasen, welche von einem Konsortium von Journalisten aus 46 Ländern an die Öffentlichkeit gelangten. Dabei ging es um verschleierte Offshore-Konstrukte, welche mit Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Korruptionsgeldern in Verbindung gebracht wurden. Mit diesen Konstrukten könnte die Deutsche Bank durch eine Verschleierung von Geldströmen Straftaten begünstigt haben. Diese Konstrukte hat das Bankinstitut in einer Broschüre interessierten Kunden offeriert mit der Gründung eines Managements und der Verwaltung von Trusts, Firmen und Stiftungen in Steuerparadiesen schmackhaft gemacht.

Hinzu kamen dann 2014 die Luxemburg Leaks, mit sogenannten Steuervermeidungsmodellen der Deutschen Bank als Licht, wieder in Verbindung mit Steueroasen. Die Serie setzt sich fort mit der Manipulation der Referenzzinssätze von LIBOR und EURIBOR im Jahr 2012, welche die Zinssätze regelt, die diverse Geldgeschäfte der Banken untereinander betrifft. Mit der manipulierten Begünstigung der Zinsen zu ihren Gunsten hat die Deutsche Bank allein im Jahr 2008 500.000.000 Millionen Euro verdient. Die riskanten Hypothekengeschäfte in den USA im Jahr 2012 betrafen verbriefte Hypotheken, bei der die Deutsche Bank Tochter „Bank National Trust“ 1,4 Millionen Familien aus ihren Häusern vertrieben hat. Dabei soll es Dokumenten- und Unterschriftenfälschungen gegeben haben. Diese Aktionen wiederum bedeuteten unter der Leitung von Anshu Jain Gewinne in Milliardenhöhe für die Deutsche Bank. Weiter gab es noch die Nahrungsmittelspekulationen, das Land Grabbing und die Palmölaffäre der Deutschen Bank, die hinsichtlich Umweltschutz und Geldgeschäften mit Nahrungsmitteln starke Zweifel an dem Globalplayer aufkommen ließen. Und so ließe sich diese Negativliste noch beliebig weiter fortsetzen.

Die Strafzahlungen für die mit den Transaktionen verbundenen Gesetzesverstöße hat die Deutsche Bank finanziell geschwächt und ihren Ruf ruiniert. Diese ehemals bedeutende Bank in Deutschland wird auf die damit verbundene Bedeutung eingeschrumpft. Zwar wurden jetzt die Strafzahlungen aus den USA auf 5,4 Milliarden abgeschwächt, aber dadurch wären die Rücklagen der Deutschen Bank schon aufgezehrt. Ihr neuer Chef John Cryen beklagte, dass Spekulanten den Kurs so nach unten getrieben haben und kritisierte so deren Geschäftsgebaren. Dabei vergisst er wohl wissentlich, dass diese Handlungsweise jahrelang auch das Geschäftsmodell der Deutschen Bank mit ihren Spekulationen war. Der internationale Finanzmarkt spekuliert nun darauf, dass das deutsche Bankunternehmen sich nicht mehr selbst von den Lasten befreien kann. Diese riskanten und zweifelhaften Geldgeschäfte der Deutschen Bank hatten schon den Charakter einer verantwortungslosen Selbstzerstörung über Jahrzehnte. Die hohen Renditen haben die Verantwortlichen gegenüber der Realität abheben lassen und sie verlockt, immer höhere Risiken einzugehen.

Nun steht die Bank am Abgrund und die Mitarbeiter bangen um ihren Arbeitsplatz. Und die Verantwortlichen haben noch Boni kassiert und in Ehren die Deutsche Bank verlassen. Auf die Frage zurückzukommen, brauchen wir die Deutsche Bank, wäre die Antwort eigentlich nein, weil die für Bankgeschäfte erforderliche Seriosität dieses Geldinstitut niemals wieder erlangen kann. Dennoch wird schon darüber spekuliert, ob der Staat wieder einmal eingreifen muss. Deutlich muss man sagen, nein nicht schon wieder und das muss bei diesem erworbenen schlechten Ruf durch faule Geschäfte wirklich nicht sein, wenn da nicht die Verbindlichkeiten mit den Verknüpfungen zu den Kunden sowie Aktieninhabern wären. Die Finanzwelt muss selbst sagen, wir retten dieses international tätige Geldinstitut aus Deutschland. Eine Rettung der Deutschen Bank durch den deutschen Staat hätte politische Folgen, weil dieser jetzige katastrophale Zustand der Deutschen Bank durch ihre eigenen Machenschaften entstanden ist. Und viele Menschen haben viel Geld durch die internationale Vernetzung dieses Geldinstituts verloren.

Der Markt der Finanzwelt hat sich deutlich verändert und es bedeutet nichts Gutes, wenn die Bankinstitute tausende Mitarbeiter entlassen. Die Zinspolitik der EZB hat die Geldgeschäfte der Banken auch nicht gerade positiv beeinflusst. Es sieht wirklich so aus als würde sich am Finanzhimmel etwas zusammen brauen. Hoffentlich wird es nicht so schlimm wie im Jahr 2008.

04.10.2016 – WM

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