Denn sie wissen nicht was sie tun (sollen)! – MK 38-16

Im Fokus der Berichterstattungen über die Schlacht in Aleppo schaut die Welt zu, wie die dort noch lebenden Menschen abgeschlachtet werden. Die Zerstörung der Stadt minimiert den Lebensraum der Menschen. Der Machtapparat Assad hat mit seinen Verbündeten, in der Hauptsache Russland, diese Stadt in einem gnadenlosen Kampf um die Machtverhältnisse in Syrien mit ihrem Bombardement zu einer Tragödie werden lassen, zu einem Überlebenskampf der Menschen in einer sehr schlimmen unmenschlichsten Art. Bei dem zynischen Kampf gegen die Rebellen, die sich zu ihrem Schutz unter den Einwohnern in dieser Stadt befinden, wird der Tod der unbeteiligten Menschen billigend in Kauf genommen.

Bei diesem erbarmungslosen Einsatz der syrischen Luftwaffe und den Flugzeugen Russlands kommen Waffen zum Einsatz, die in der Genfer Konvention geächtet sind und somit diese Barbarei verursachen. Es sind bunkerbrechende Bomben, Streubomben, Brandbomben, Fassbomben und neuerdings auch von Russland ein Waffensystem, welches am Explosionsort mit einer chemischen Reaktion in einem 200m-Radius der Umgebung den Sauerstoff entzieht und die so erfassten Menschen bei lebendigem Leib verbrennen lässt. Es sind Kriegsverbrechen, die dort stattfinden und dessen hat sich der Machthaber Assad und Russland schuldig gemacht.

Die letzte Waffenruhe sollte die Gelegenheit bieten, die Menschen in Aleppo mit Lebensmittel und Medikamenten versorgen zu können. Die UN stand mit ihrem Hilfskonvoi vor der Stadt und wartete auf den Beginn dieser Aktion. Dazu kam es leider nicht mehr und mit ziemlicher Sicherheit haben die Truppen Assads und Russlands diesen Hilfskonvoi bombardiert, und so hat es viele Tote und Verletzte dort gegeben. Dieses war der Auftakt für den Endkampf um Aleppo. In der Stadt befinden sich noch 200000 Menschen, so schätzt man. Die Einwohner sitzen in der Falle und können nicht fliehen. Eine Alternative wäre noch aufzugeben. So findet das dort statt, weswegen Russland sich überhaupt mit seinen Waffensystemen dort befindet, denn es ist überhaupt nicht mehr die Rede vom IS. Es geht eindeutig nur um die Unterstützung des Machtapparates Assad, der schon seit 2011 seine Unmenschlichkeit an der Bevölkerung von Syrien praktiziert.

Die Schande der unterlassenen diplomatischen Lösung lastet schwer auf dem UN Sicherheitsrat, dem auch das Veto-Mitglied Russland angehört. Eine schwer einzuschätzende Gemengelage jeglicher militärischer Gewalt, die dort in Syrien stattfindet, hat es für die Vertreter der Länder unmöglich gemacht, eine diplomatische Lösung für diese Konflikte zu finden. Es ist eine perfide Blauäugigkeit einiger Länder, die dort in dieses Gremium getragen wird. So schätzt die UNO, dass es bereits in den Jahren der militärischen Konflikte in Syrien 400000 Tote gegeben hat. Wer noch glaubte, dass es eine unmilitärische Lösung geben könnte und die Diplomatie einen Weg zur Vernunft findet muss, wendet sich resigniert ab. So muss man letztlich doch irgendwann feststellen, dass es der falsche Weg ist die Einwohner Syriens als einkalkulierter Kollateralschaden mit den Rebellen wegzubomben. Die Menschen bangen um ihr Leben und wer weg kann, flieht aus den Kampfgebieten. Die Flüchtlingsströme verzweifelter Menschen haben wir noch leibhaftig vor Augen.

Aber wie ist es überhaupt in dem Land Syrien zu dieser verzweifelten Lage gekommen? Nein, erst einmal ist es nicht der IS, denn der hat sich erst später eingemischt. Dieses Land Syrien befindet sich bereits seit fünf Jahren in diesem mörderischen Zustand, denn eindeutig Krieg kann man dazu nicht sagen. Den Auslöser hat Präsident Assad selber betätigt, der mit seiner Minderheit der Alawiten allen anderen Gläubigen seinen Zwang des Systems Assad auferlegen wollte. Ein Machterhalt um jeden Preis ohne Rücksicht auf irgend jemanden, das wurde dann zum System Assad. Die Menschen haben so unter der Willkür des Machtapparates gelitten und zwar durch Verhaftungen und der damit verbundenen Folter in den Gefängnissen. Die sozialen Ungleichheiten prägten sich unter der Führung von Assad weiter aus. Die Folgen davon waren Armut und verzweifelte Menschen im Land Syrien. Eine von den Oppositionellen angeprangerte Vetternwirtschaft führte zwangsläufig zu Verhaftungen und Unterdrückungen. Widerspruch bekämpfte Assad ausschließlich mit Gewalt. So führten ethnische Unterdrückungen letztlich zur offenen Gewalt. Das führte zu Verhaftungen von Zivilisten, im Austausch gegen Dschihadisten, die freigelassen wurden. Davon hat sich Assad versprochen, dass diese gegen die rebellierende Bevölkerung vorgeht. Ebenfalls bezog dann Assad eine Zeit lang den IS in sein Machtgebilde ein, unter demselben Aspekt. Die Lage ist so eskaliert und außer Kontrolle geraten, für Assad und auch für seine Gegner.

Letztlich kam es zu Überlagerungen bei den Konflikten. Es waren lokal die Anhänger Assads, die als Gegner rivalisierenden Milizen den Kampf ansagten. Regional gibt es den Iran, die arabischen Golfstaaten, die Türkei mit Problemen bei der PKK und so wollen einige die Macht von Assad erhalten, andere wie die arabischen Golfstaaten und auch die Türkei nicht für Assad kämpfen, sondern ihr eigenes Süppchen kochen. Hinzu kommt auf der internationalen Ebene Russland, die USA und ausländische Dschihadisten, die schon bestehende Interessen Anderer noch einmal durcheinander wirbeln. Und es gibt keinen Stopp an den umliegenden Landesgrenzen. So kämpft mittlerweile auch die libanesische Hisbollah für Assad, ebenfalls dem Iran nahestehende Milizen seit 2012 auch für Assad. Letztlich ist dann noch hinzu gekommen der sogenannte Islamische Staat, der in Syrien und dem Irak aktiv ist. So sind die dort lebenden Menschen stets zwischen irgendwelchen Fronten, das ist bei der Gemengelage nicht vermeidbar.

Klar ist auch, dass die USA lieber Assad im Exil sehen würden. Russland kämpft ausschließlich für sich selbst an irgendwelchen Fronten, so auch da, um wieder anerkannte Weltmacht zu werden und um Entscheidungen in der Welt maßgeblich mit gestalten zu können. Die arabischen Staaten betreiben den Sturz von Assad, um ihre eigenen Favoriten an die Macht zu bringen. So ist Saudi-Arabien mit ihrer Islamischen Front dabei, Katar hat seine Dschabhat Fatah al-Scham im Kampfgeschehen und letztlich unterstützen Teile der saudischen Führung auch noch den IS, weil ihr gewollter Wahhabismus im eigenen Land den propagierten Zielen des IS gleichkommt. Es ist die wahre authentische Lehre des Islam, im Kampf gegen alles Fremde.

Wie soll es möglich sein, jemals wieder eine Befriedung für das Land Syrien zu erreichen? Wäre die Lage ohne Assad und sein Regime anders als sie jetzt ist? Für alle Beteiligten ist aus den Konfliktparteien mit ihren unterschiedlichen Interessen ein „Gordischer Knoten“ entstanden. Wer kann dieses Problem der Konflikte im arabischen Raum lösen und die verschiedenen Glaubensrichtungen des Islams einigen. Wenn irgendwann überhaupt, so verstreichen sicherlich darüber einige Jahrzehnte, soviel ist sicher, alles Andere würde überraschen. Nur für die verzweifelten Menschen in Todesangst ist überhaupt nichts sicher.

Die Machtgier, die Geldgier und die Gewalt deformieren die Menschen auf unserer Erde, machen sie zu Unmenschen, indem sie jegliches Mitgefühl und die erforderliche Menschlichkeit für ein Zusammenleben dadurch verlieren. Können sich die Menschen dieser Erde jemals auf ein Miteinander besinnen?

27.09.2016 – WM

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