Mein Wochenrückblick – 05. Woche 2015

TOSA-Projekt – Der E-Bus ohne Oberleitung

Nun habe ich mit Interesse am Dienstag in der Tageszeitung eine Leserzuschrift gelesen, die mich sehr neugierig gemacht hat. Das möchte ich ihnen natürlich nicht vorenthalten. Es geht dabei um die Weiterentwicklung eines Elektrobusses, der ohne eine Oberleitung seinen Dienst verrichtet. Es ist in der Entwicklung ein Pilotprojekt der Firma ABB, welches in der Stadt Genf in der Schweiz stattfindet. Das ABB-Konzept hat ein Batteriesystem, welches schnell aufladbar ist und dazu große Kondensatoren für die Schnellladung verwendet, um keine Lastspitze für das Stromsystem zu erzeugen. Dieses Projekt läuft bereits seit 2013 und ist in der praktischen Anwendung zur Zufriedenstellung aller beteiligten Partner bisher im Einsatz.

Das Bussystem funktioniert mit einer ultraschnellen Aufladung der Batteriesysteme. An jeder dritten oder vierten Haltestation befindet sich eine Ladestation. Der Ablauf ist so, dass der Bus die Haltestelle anfährt und vom Bus ein lasergesteuerter Kontaktarm vollautomatisch nach oben in die Ladestation einfährt. Dann findet ein ultraschneller Ladeprozess statt, der in der Zeit von 15 Sek. mit 400 kW stattfindet, also während der normalen Haltezeit, in der die Fahrgäste ein- oder aussteigen. Der Kontaktarm wird automatisch wieder einzogen und der Bus fährt wieder ab. Jeweils an dem Endhaltepunkt geschieht ein intensiver Ladevorgang in 3-4 Minuten und die Batterien bekommen eine vollständige Aufladung. Die Energie vom Bremsen bleibt nicht ungenutzt und speist ebenfalls die Batterien. Später im Depot erhält der Bus dann an der Ladestation eine Grundladung und ist am anderen Tag wieder 100 %-tig startklar.

Dieser Gelenkbus fasst 135 Passagiere und ist eine komfortable Alternative zum O-Bus. Jedoch ist dieser E-Bus, wenn ein umfangreiches Streckensystem besteht, an keine Fahrroute gebunden und könnte so in anderen Linien mit einer anderen Streckenführung zum Einsatz kommen. Der E-Bus ist mit einem kompakten Batteriesystem ausgestattet, welches eine hohe Leistungsdichte besitzt. So ist dieser E-Bus ein leistungsfähiges Bussystem mit einer absoluten Umwelttauglichkeit und er hat Null Emissionsbelastungen. Weiterhin ist dieses Bussystem lärmarm, bedingt durch den fast lautlosen Elektroantrieb.

Die Projektteilnehmer bestätigen, dass dieses E-Bus-System von den Kosten her mit anderen Systemen wie Diesel oder Hybrid durchaus konkurrenzfähig ist und deswegen dauerhaft wettbewerbsfähig mit der Aussicht, dass es sich manche Stadtväter überlegen sollten, so ein System bei sich einzusetzen. Denn O-Busse sind wartungsintensiv mit der Oberleitung und auch daran gebunden. Bei Straßenbahnen ist die Pflege des Schienennetzes sehr aufwändig. In jedem Fall soll man die Entwicklung im Auge behalten und verschläft dann auch nicht die innovative Weiterentwicklung dieser neuen Technik der E-Busse.

Wer möchte kann sich auf der Webseite von ABB ein Video zum TOSA-Projekt ansehen oder den Link anklicken.

 

Griechenland hat gewählt – und nun Herr Tsipras?

Die Griechen haben nun am letzten Sonntag wie erwartet die Linksradikale Partei Syriza mit ihrem Spitzenmann Tsipras gewählt. Eine andere Entscheidung haben sich die Griechen auch nicht gewünscht und so war das Ergebnis keine Überraschung. Die Linksradikalen haben sich auf die Fahne geschrieben gegen die Troika zu sein und nicht mehr deren Diktat zuzulassen. Insgesamt hat es schon vor der Wahl einige verbale Rundumschläge gegeben, die so ganz nach dem Willen vieler Griechen war und quasi einer Befreiung gleich kam.

Nun hat Herr Tsipras mit seinen Linksradikalen nicht die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen können und war somit auf einen Koalitionspartner angewiesen. Die Wahl der linksradikalen Syriza fiel zu aller großen Überraschung auf eine Partei der Extremrechten, der Unabhängigen Griechen, die in ihren Thesen vom marxistischen Parteiprogramm eigentlich das krasse Gegenteil der Linksradikalen darstellen. Nur bei einem Punkt herrscht große Einigkeit, nämlich gegen die Troika mit ihrem Spardiktat zu sein und auch so ziemlich gegen alles, was EU heißt und bedeutet.

Nun ist es sicherlich auch im täglichen Leben bei der Mehrzahl der Griechen zu einer großen Belastung gekommen, die bei vielen Menschen eine Grenze des Möglichen erreichte. Jedoch sollten alle Griechen, insbesondere die Politiker, nicht vergessen, dass nicht die EU für dieses griechische, finanzielle Desaster verantwortlich gemacht werden kann, im Gegenteil. Ihre früheren Parteien tragen ganz alleine die Schuld und Verantwortung und auch für die mangelhaften Strukturen dieses Staates in der Verwaltung. Diese waren es auch, die sich mit finanziellen Tricks in die Europäische Union erst einmal geschummelt haben und dann so lax ihr Staatsgeschäft laufen ließen. Es sind somit ca. 250 Milliarden Hilfsgelder nach Griechenland geflossen, um das griechische Staatssystem wieder flott zu machen. Natürlich fließen diese Gelder nicht einfach so, sondern können nur mit bestimmten Auflagen verbunden sein, allein deswegen, damit eine Garantie der Tilgung überhaupt besteht.

Das provozierende Verhalten dieser Wahlsieger in Griechenland hat so ziemlich alle Staaten samt politischer Vertreter aufgerüttelt und so zu viel Kopfschütteln geführt. Dieses Verhalten ist als nicht diplomatisch anzusehen und deswegen auch nicht mit einer fehlenden politischen Routine zu erklären. Es gibt einen Spruch, der besagt, dass man eine Kuh, die Milch gibt, nicht schlachten sollte. Das politische Theater dieser Politiker war zumindest ein verbales Schlachtfest, was die Herren sichtlich ausgekostet haben. Auch machte es schon den Eindruck, als wäre die neue Regierung sich nicht über den Ernst der Lage Griechenlands im Klaren, aber beileibe ist es sicherlich nicht so. Die politischen Attacken waren sicher das Aushängeschild ihrer politischen Zuordnung. Auch der Vize-Kulturminister Nikas Xydakis polterte nur so herum und benannte es so, dass Griechenland kein Viertes Reich oder Protektorat Deutschlands sein will. Wenn nun zu unprofessionellem Verhalten auch noch ein schlechter Still der Politiker hinzu kommt, macht das alles sicherlich nicht besser. Noch einmal, kein anderer als die Griechen selber sind für ihre Lage verantwortlich.

Tsipras äußerte sich zuversichtlich, andere europäische Regierungen für seine Anti-Austeritäts-Politik gewinnen zu können. So geschehen hat es schon Auswirkungen auf den Staat Spanien, wo sich ebenfalls eine linksgerichtete Partei große Hoffnungen macht, die anstehende Wahl zu gewinnen, ohne sparen zu müssen. Die finanzpolitische Situation braucht alles andere, als populistische Politiker, die den Menschen viel versprechen und andere Länder, in diesem Fall der EU, das finanzieren sollen. Sicherlich sollten Politiker realistisch geprägte Visionen haben, aber wohl keine, die versuchen, Träumereien in die Tat umzusetzen. Die Lage Griechenland erfordert pragmatische Lösungen und realistische Ziele, die die Politiker in die Tat umsetzen und das ist in diesem besonderen Fall nicht einfach.

Deswegen ist ganz klar festzustellen, die Troika verlangt von Griechenland als Gegenleistung für die finanzielle Hilfe nur etwas, was die Griechen selber schon viel früher hätten machen müssen. Die Forderungen sind also kein Zauberwerk, sondern sollen Griechenland helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Nach dieser durchaus wichtigen Wahl für Griechenland hat die neue Regierung die Chance, die wirtschaftliche Lage wieder in den Griff zu bekommen und zwar ohne „Altlastpolitiker“.

Dringende Verbesserungen der staatlichen Strukturmaßnahmen, eine gerechte Steuerbelastung der Bürger, die höhere steuerliche Belastung für Besserverdienende, überhaupt eine steuerliche Belastung der Oligarchen und die Korruptionsbekämpfung müssen im Vordergrund stehen. Außerdem ist sparen nach wie vor angesagt. Allerdings muss es Ziel die griechischen Politiker sein, auch mit Verhandlungen bei der EU, der EZB und dem IWF zu erreichen, dass die Belastung für die Bürger verträglicher ist und es möglich wird, dass ein Förderprogramm für arbeitslose junge Menschen ihnen wieder Zukunftsaussichten bieten kann. Auch wäre es möglich, dass schlecht Verdienende oder Arbeitslose gefördert und die Besserverdienenden belastet werden.

Ein teilweiser Schuldenschnitt ist bereits schon erfolgt und ein weiterer verbessert nicht sofort die wirtschaftliche Lage der Menschen, weil sich nur die Zeitdauer der restlichen Tilgung verkürzt. Die Troika sollte auch bereit sein, die Geldpolitik erst in zweiter Linie zu berücksichtigen. In Griechenland könnten die Menschen durch leise Töne die Hilfe anerkennen. Für die neue griechische Regierung ist Arbeit angesagt und die sollte schon konstruktiv sein.

01.02.2015 – WM

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