Mein Wochenrückblick – 04. Woche 2015

EZB – Geldregen als letzter Trumpf

Nachdem der EuGH seine Zustimmung zum großen Deal der EZB gegeben hat, konnte Herr Draghi nun seine letzte Trumpfkarte ausspielen, um der Deflation in der Währungsunion entgegen zu wirken. Er flutet den Euroraum mit Geld, indem er bis September 2016 jeden Monat für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen und Wertpapiere der Länder kauft. Das Ganze beginnend ab März 2015 und betrifft Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 2 bis 30 Jahre. Diese kauft die EZB den Banken ab, wobei dann das Geld in Form von Krediten an die Unternehmen fließen kann. Wenn es die Unternehmen denn wollen?

Das Risiko würde bei Staatsanleihen, die einen Anteil von 12 % haben, auf die Länder verteilt. Nur bei den gekauften Wertpapieren besteht eine gemeinsame Risikohaftung in der Währungsunion. Die Befürworter dieser Geldflutung haben die USA und England als Vorbild im Blick, denn dort hat es funktioniert. Aber in der Eurozone befinden sich 28 Staaten mit variabler Geldpolitik der einzelnen Landesbanken. Sehr kritisch könnte es werden, wenn die unterstützenden Strukturmaßnahmen der einzelnen EU-Länder, die parallel wirken müssten, vernachlässigt oder wegfallen würden und so die Konjunktur nicht unterstützen. Das wäre natürlich kontraproduktiv für diese Maßnahme der EZB, so die Fachleute.

Die EZB will somit einer beginnenden Deflation entgegen wirken, obwohl die Auswirkungen durch den Ankauf der Staatsanleihen von Finanzexperten als teils kritisch gesehen werden. Einige sehen nicht wirklich eine beginnende Deflation. Dabei gibt es Stimmen, die diese Maßnahme als auf den Süden ausgerichtet ansehen, denn Deutschland braucht es nicht wirklich. Es gibt sicherlich bei den Staaten einen Impuls, jedoch vielleicht in die falsche Richtung, weil dringende Reformvorhaben stoppen könnten und die Staatsverschuldung nicht zur Tilgung ansteht. Die Unternehmen bekommen über Kredite frisches Geld und können neu investieren.

Die Börsianer schlagen sich in aufkommender Partystimmung gegenseitig auf die Schulter, freuen sich über den auf 10399,67 Punkte gestiegenen DAX und auf die zu erwartenden Börsenaktivitäten, denn die Kurse werden sicherlich steigen. Dazu fiel der Euro zum Dollar auf einen Tiefstwert von 1,1513 USD. Für den Export-Weltmeister Deutschland bedeutet es, dass für Käufer aus dem Ausland die Preise deutscher Artikel fallen werden. Umgekehrt ist dann alles aus dem Ausland teurer und ein Urlaub dort dann ebenfalls.

Dauerhaft bleibt sicherlich der Leitzins der EZB tief, zumindest für die Zeit dieser Aktion, wobei er jetzt schon auf 0,05 % liegt. Es ist auch wohl so, dass die EZB nicht wirklich weitere Möglichkeiten der Stabilisierung hat und der Leitzins auch nicht auf Null gehen sollte. Die Sparer möchten sicherlich keine „Strafe“ für ihr eingelagertes Geld von Sparkonten ihrer Bank bezahlen. Letztendlich landet dann alles wieder im altbekannten Sparstrumpf.

So warnt die Kreditwirtschaft, dass es eine ziemliche Belastung für die Sparer darstellt und auch für die Altersvorsorge. Die Verzinsung geht allgemein den Bach runter, möchte man meinen. Denn bei der niedrigen Verzinsung gibt es ein Problem der Renditeversprechen bei Altkunden am Kapitalmarkt. Denn die Lebensversicherer stecken ihr Geld in Staatsanleihen und dabei geht es natürlich mit den Zinsen auch abwärts. So sinkt dann in der Altersvorsorge bei entsprechenden Produkten die Rendite dauerhaft.

Für die Staatsverschuldung ist das positiv, weil die Zinsen für aufgenommenes Geld am Kapitalmarkt sinken. Der Staat zahlt so weniger für die Tilgung der Schulden. Der Bürger wird dies nicht bemerken, weil er wohl nicht davon profitieren kann.

Für den Bürger werden Reisen teurer, wahrscheinlich auch das Tanken. Weiterhin miese Zinsen und höhere Preise für Artikel aus dem Ausland, das bekommt der Bürger auferlegt und muss sich damit abfinden. Man kann sich nur wünschen, auch hoffen, dass die Maßnahmen der EZB in Form der Geldflutung auch so greifen wie gewünscht und sich die festgestellte Deflation nicht wirklich gravierend auf den Markt weiter auswirkt. Dann wäre die Frage an den Chef der EZB zu stellen: „Herr Draghi was nun und wie geht es jetzt weiter?“

25.01.2015 – WM

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