Die ewig Gestrigen und Gekränkten – MK 42-16

Nun protestieren sie weiterhin gegen vieles und jedes, es sind die sogenannten Wutbürger. Im Besonderen haben es ihnen Veränderungen angetan, die sie anscheinend gar nicht besonders mögen. Sie sind zwar in der Minderheit, wollen sich aber Gehör verschaffen und ringen anscheinend um Anerkennung, fühlen sich missverstanden oder auch ausgegrenzt. Es sind die Wutschreie der Pseudounterdrückten, die wahren Demokraten, welche alle im Land aufrütteln wollen, um zu zeigen, wie schlecht es in sowie um Deutschland steht. Andere gar wollen, dass es eine Alternative gibt, eine Alternative zu der derzeitigen Politik. Diese andere Alternative schürt die Zweifel, vielleicht Ängste und zeigt auf, dass sie etwas anderes gar Besseres wollen, als unsere jetzige bewährte Demokratie.

Diese Demokratie gibt ihnen überhaupt erst die Möglichkeit des wütenden Protests und der damit verbundenen Kundgebungen besorgter und unzufriedener Bürger in Sachsen, Thüringen oder Mecklenburg-Vorpommern. „Wir sind das Volk“ skandieren sie und missbrauchen den geprägten Begriff der Menschen, die den Umbruch in der DDR ohne Gewalt so geschafft haben. So werden Begriffe wie z.B. Lügenpresse sich zu eigen gemacht, auch wohl wissend, dass die aus vergangenen politischen Systemen stammen, die mit viel zerstörerischen Potential ausgestattet untergegangen sind und die Menschen mitgerissen, als auch für ihre Zwecke missbraucht haben. Es ist das Dritte Reich, welches den Untergang nicht nur Europas verursacht hat. Ein System, in dem es Wutbürger wie sie selbst es sind überhaupt nicht geduldet hätte, welche das System infrage stellen. Sie wünschen sich somit ein System zurück, welches sie selbst unterdrücken und sie nicht zum Protest kommen lassen würde. Jetzt können sie überhaupt nur Gehör finden, weil Deutschland eine Demokratie ist und „diese Art Meinungsfreiheit“ zulässt. Sie wollen also ein System kippen, was sie im Prinzip in ihrem bisherigen Leben mit allem versorgt hat und sich weiter um sie sorgt, indem es das Grundgesetz mit einer bestehenden Verfassung für alle Bürger gleichermaßen anwendet. Zu Zeiten der ehemaligen DDR hat es wirklich nur die gelenkte Presse gegeben und die Bürger wurden von der Stasi bespitzelt. Auch gab es die Freiheit nach Art der DDR, aber eben nur anscheinend. Jeder hat sich vor dem Staat geduckt und die die es nicht taten oder konnten, kamen ins Gefängnis. Eine Meinungsfreiheit gab es wie im jetzigen Deutschland nicht. Wollen die ewig Gestrigen und Angsthasen für Veränderungen etwa frühere Verhältnisse zurück haben? Das kann ich mir nicht so vorstellen. Bürger, die alle Vorteile der Demokratie Deutschland nutzen, aber sich nach der Vergangenheit zurück sehnen?

Bei Protestveranstaltungen pressen die Verantwortlichen der Veranstalter ihre Worthülsen des Hasses, auch des Neids, auch der Missgunst direkt in die Seelen der Demonstranten, indem sie nichts anderes als Alternative gelten lassen. Sie fördern damit bei den Protesten Vorbehalte und Vorurteile zu anders Denkenden und anders Aussehenden. Eine kollektive Verrohung ist in dem Kulturschwund des gezeigten Benehmens erkennbar. Wogegen sie protestieren kann nur vage vermutet werden, weil keiner der Menschen seine Gedanken über sein Tun anderen Menschen mitteilen will. Ist es eine Wutverschiebung dieser Menschen, weil in ihrem Lebensweg nicht so ideal gelaufen ist und es andere Mitmenschen besser angetroffen haben? Ist es eine verpasste Anpassung an die Veränderungen in der Politik, in der Gesellschaft, in der Arbeitswelt oder einfach nur die Ungewissheit des Lebens überhaupt? Nur gegen irgendwas zu sein ist ziemlich plump und so stellt sich die Frage, haben diese Menschen es verpasst, ihren Weg zu gehen, ein Weg der Selbstständigkeit erfordert? Stacheln sich diese Proteste weiter auf und mündet in Gewalt kann nichts diese rechtfertigen. Bisher hat diesen Menschen noch niemand etwas weggenommen oder verweigert. Was also beklagen sie?

Die Mitläufer dieser Bewegungen sind mittlerweile in ganz Deutschland aktiv und äußern Unmut mit ihrem Protest. Es muss irgendwie alles anders werden, sagen sie. Wenn sich aber ihr gewünschtes System der Unverstandenen in Deutschland durchsetzen würde, wäre ihr Protest schnell zu Ende, weil sie letztlich dann gegen Gleichgesinnte protestieren müssten. Und das macht sicherlich gar kein Sinn. Auch der Sinn der Neodemokraten nach Einschränkung und Tun bestimmter Menschen, die etwas anders machen als sie selbst, hätte schnell bei einer Verbreitung ihrer Gleichgesinnten ein Ende. Ist es also nur der Protest, des Protests wegen, was sie sich zu eigen gemacht haben? Schlecht wäre es letztlich dann auch, wenn der Eine des Anderen Feind sein würde. Das Leben hätte auch für diese Denkweisen schnell einen anderen Verlauf, als zurzeit für die Protestler. Das Fahrwasser unter den Gleichgesinnten wäre nicht mehr so ruhig.

Vom sicheren Hochsitz der Unzufriedenen in einer Demokratie wie in Deutschland sind leicht Veränderungen einzufordern, was in anderen politischen Systemen wie z.B. in einer Pseudodemokratie von Autokraten nicht möglich wäre. Dennoch könnten die Unzufriedenen dieses austesten und die Systeme ihrer Wahl und Wohlschätzung kennenlernen. Die Möglichkeit besteht allemal. Finden sie den Mut dazu? Ihr weiches Polster der sozialen Absicherung in Deutschland und ihr Protest wäre mit einem Mal passe und nicht mehr vorhanden. Und auch nicht mehr die Meinungsfreiheit, also ihr hohes Ross, welches sie in der Demokratie Deutschland zur Schau reiten.

Natürlich muss man sagen, dass eine Demokratie wie in Deutschland es aushalten muss, diese Protestler und auch die sogenannte Alternative. Irgendwie finde ich diesen Mummenschanz zum Zwecke von Veränderungen an einer funktionierenden Demokratie kontraproduktiv im Sinne der anscheinend Wegunkundigen Protestler und Wutbürger. Dinge die zu verbessern sind gibt es immer, auch in einer Demokratie. Aber dazu müsste man erst einmal den Mund auftun und über eventuell bestehende Probleme reden. Miteinander reden hilft in jedem Fall. So wie es auch in Familien geschieht. Nur Protesttafeln hochhalten und wütend sein reicht in einer Demokratie für eine Verständigung und ein Verständnis für den Protest nicht aus!

24.10.2016 – WM

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