Papst Franziskus, der neue Karlspreisträger 2016 – MK 18-16

Nun hat Papst Franziskus als zweiter Pontifex nach Papst Johannes Paul (2004) den internationalen Karlspreis zu Aachen am 05. Mai 2016 in Rom verliehen bekommen. Der Karlspreis genießt hohes Ansehen, weil es der älteste europapolitische Preis Deutschlands ist und jedes Jahr einen äußert prominenten Kreis von Politikern und Würdenträgern zusammen bringt. Der Namenspatron Kaiser Karl war sicher ein Vorreiter für Europa, in dem er versuchte, in seinem westeuropäisches Reich eine effiziente Verwaltung zu errichten.

Das Gremium des Karlspreis-Vereins aus Aachen unter der Leitung von Dr. Jürgen Linden hat in diesem Jahr dem amtierenden Papst den internationalen Karlspreis anerkannt. Seit 1950 würdigt der Karlspreis-Verein mit dem Karlspreis die Verdienste einer Persönlichkeit um Europa und den Frieden. Über diese Ehrung haben 17 Mitglieder des Direktoriums des Karlspreis-Vereins sich auch im Jahr 2016 beraten. Der Papst als höchste Instanz für Moral, Menschenliebe und ein Mahner im christlichen Glauben auf der Welt.

Üblicherweise wird dieser Karlspreis im Aachener Rathaus verliehen und das immer am Feiertag Christi Himmelfahrt. Jedoch reiste der Papst natürlich nicht nach Aachen, sondern eine Delegation aus Aachen reiste nach Rom, um dort die Verleihung vorzunehmen. Schließlich waren es insgesamt ca. 500 Personen, die sich aus Aachen in der Sala Regia im Apostolischen Palast versammelten, um dort den feierlichen Akt der Verleihung des Karlspreises zu erleben. So waren dort anwesend der Oberbürgermeister der Stadt Aachen Marcel Philipp, der Vorsitzende des Gremiums des Aachener Karlspreis-Vereins Dr. Jürgen Linden, der EU-Kommissionspräsident Jean Claude Junker, der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz und der derzeitige EU-Ratspräsident Tusk, die als Laudatoren den Papst zur Karlspreisverleihung würdigten.

Der Oberbürgermeister Philipp hielt die Rede zur Verleihung und überreichte danach dem Papst die Medaille mit Urkunde. Die Zeremonie des Umhängens der Karlspreis-Medaille entfiel bei dieser Ehrung. Marcel Philipp sprach in der Sala Regia zum Heiligen Vater, dass er sich für Europa seine moralische Stärkung wünscht, welches in einer tiefen Krise steckt.

Der zum Direktorium des Karlspreis-Vereins gehörende Armin Laschet sagte in einem Interview, dass der Papst ein Vorbild in der Globalisierung ist. Sein Wirken geht weit über die konfessionellen Grenzen hinaus. Seine moralische Autorität ist richtungsweisend.

Papst Franziskus hat schon im Jahr 2014 in Straßburg mahnende Worte an die Europäer gerichtet und das im Europäischen Parlament. Seine moralische Autorität ist unbestritten und so wirkt er als Mahner und Mittler bei seiner Erinnerung, dass Europa den verpflichtenden Auftrag seiner Gründungsväter hat Frieden und Freiheit, Recht und Demokratie, Solidarität und die Bewahrung der Schöpfung zu verwirklichen. Der Papst sprach deswegen von einem erschlafften Europa und äußerte seine Kritik zur Flüchtlingspolitik. So beschwor er den Zusammenhalt, die Bewahrung der Werte und mahnte, nicht in einen starren Nationalismus zu verfallen. Deswegen hat der Papst Europa auch schon als unfruchtbare Großmutter bezeichnet. Er warb für eine Erneuerung. Nur wie muss die Erneuerung aussehen? Etwas mehr Schwung und Zuversicht, verbunden mit mehr Chancen für die Bürger wäre angebracht. Es kann nicht sein, das Europa aus Teilzeit-Europäern sowie Nationalisten besteht, die immer mehr nehmen statt geben wollen und eine Staatsabschottung betreiben. Das entspricht nicht den Maastrichter Verträgen zur Europäischen Union. Auch sollte man bei einer Erneuerung der EU darüber nachdenken, dass Mitglieds-Staaten bei nicht mehr konformem Verhalten gegenüber den Verträgen auch aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden können. Denn die Europäische Union ist kein Selbstbedienungsladen, bei sich jeder nach Bedarf bedienen kann.

Es ist nur möglich Europa mit denselben Zielen, verbunden mit den Gedanken an die vertraglich beschlossenen Gemeinsamkeiten, als voll verantwortliches Mitglied der Europäischen Gemeinschaft zu unterstützen. Nur so kann man gemeinsam den Problemen der modernen Welt entgegen treten und Lösungen erreichen. „Europa ist keine Melkkuh, die nur Milch gibt, man muss sie ab und zu auch füttern.“

Der Papst sagte in seiner Rede, dass er den Traum hat für ein junges und frisches Europa und sprach nach der Verleihung mahnende Worte in der Sala Regia. Seine früheren Worte in Straßburg haben anscheinend wenige Ohren und somit die Aufmerksamkeit der Politiker erreicht. Wie mag diese Wiederholung seiner Mahnungen für die Politiker der Europäischen Union geklungen haben? Man glaubt es dem Papst, dass er ein glühender Verfechter eines gemeinsamen Europas ist, obwohl der Vatikan kein Mitglied in dieser Gemeinschaft ist.

Europa ist erkrankt und braucht eine Therapie, um wieder aktiver sein zu können. Nur die 28 Mitgliedsstaaten zusammen können die Probleme lösen. Grundsätzlich vermisst man an der Europäischen Union erst einmal den grundsätzlichen Gedanken der Gemeinsamkeit und sieht viele Egoisten und sich profilierende Nationalisten am europäischen Tisch sitzen. Andere würden gar lieber austreten und schüren auch noch die aufgebauten Vorbehalte gegenüber der Europäischen Union. Wie soll also eine erneuerte EU aussehen? Die Europäische Union sollte eine Kommission bilden, die darüber entscheidet, ob alle EU-Staaten noch die Kriterien nach den unterschriebenen Verträgen erfüllen. Vielleicht kann Europa nur durch eine rigorose Notoperation wieder gesunden. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Wer macht den Anfang?

Bisherige Karlspreisträger

11.05.2016 – WM

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