Sind Ratingagenturen nur Meinungs-Institute?

In der letzten Zeit ist uns der Begriff der Ratingagenturen durch die Medien plastisch vor Augen geführt worden. Die Aktivitäten dieser Agenturen beziehen sich immer nur auf eine nicht weit zurück liegende Zeit, also eigentlich aktuelle Finanzprobleme von Staaten oder auch von Banken. Gab es früher keine Probleme auf dem Finanzmarkt? Mitnichten, sie gab es in den vergangenen Jahren, aber wo waren da diese Ratingagenturen eigentlich damals. Ja, sie gab es schon, nur gehört hat man in der Öffentlichkeit nichts davon!

Denn dort hat sich vielfach gezeigt, dass die Rating-Einstufungen für manchen Schuldner ziemlich weit von Gut und Böse entfernt war. Einen richtigen Schlamassel haben diese Institute absolut nicht dadurch verhindert. Viele Papiere und Aktien wurden einfach nur falsch bewertet, mit verheerenden Folgen für die Anleger. Die spektakulärsten Fälle waren WorldCom (2001), die Staatskrisen in Asien (1997) und Argentinien (2001) und als jüngste Fälle die Pleiten von der City Bank (2008), Lehman Brothers (2008) u.s.w. könnte man hier aufzeigen. Dabei zeigte sich auch, das weitere Kreditinstitute oder andere Investoren hiervon teilweise betroffen waren. Also Chaos ohne Ende auch mit gravierenden Folgen für Kleinanleger.Das führte, wie man weiß, zur Finanzkrise 2008/2009 weltweit und vielfach einschneidenden Maßnahmen für die Menschen in den betroffenen Staaten, in den Ländern der Krise. Nur die Ratingagenturen standen wie die Engelchen vor dem Himmeltor und waren sich anscheinend keiner wirklichen Schuld bewusst und es ergaben sich auch keine Konsequenzen für diese privaten, gewinnorientierten Unternehmen. Es war ein Skandal, wie ich finde.Diese Agenturen wollen heutzutage sogar Staaten bewerten! Und sie tun es auch. Also eigentlich müssten diese Firmen erst einmal herabgestuft werden und zwar in der Glaubwürdigkeit ihres Tuns!

Wie aber arbeiten diese Firmen eigentlich und von wem werden sie bezahlt?

Zitat: Wikipedia >> Ratingagenturen

Ratingprozess

Der Ratingprozess beginnt mit dem Auftrag eines Emittenten oder Kreditnehmers an eine Agentur, dem sogenannten Mandatsvertrag (siehe Mandat (Recht)). Grundsätzlich kann aber auch ein Investor oder Kreditgeber den Auftrag an die Ratingagentur erteilen. Vertragsinhalt ist der Auftrag an die Agentur, die Bonität des Schuldners gegen Herausgabe veröffentlichter Informationen, aber auch nicht öffentlich zugänglicher Unternehmensinterna zu überprüfen. Unternehmensinterna sind etwa genaue Angaben bzw. Informationen über die zehn größten Kunden, Lieferanten usw., über Finanzpläne und über die wichtigsten Wettbewerber, genaue Kosten- und Ertragsstrukturen sowie Planungen. Agenturintern schließt sich die Analyse der quantitativen und qualitativen Faktoren an; diese Analyse kann durch Interviews mit den Finanzvorständen der Schuldner ergänzt werden. Sodann geben zwei Analysten (Junior- und Senior-Analyst) eine Ratingempfehlung ab; über diese entscheidet das Rating-Komitee abschließend. Dessen Entscheidung wird zunächst dem Auftraggeber vorgelegt und nach dessen Genehmigung veröffentlicht.

Bezahlt werden die Firmen also von den Finanzmärkten oder direkter durch den Auftraggeber. Was passiert eigentlich, wenn die Einschätzungen falsch waren. Muss die Ratingagentur dann die Gelder zurück zahlen?

Mitarbeiter dieser Firmen sagen öffentlich in den Medien, dass sie nicht der Verursacher, sondern nur der Überbringer einer schlechten Nachricht sind. Das mag ja noch stimmen. Die Krisen sind meistens bei Firmen die Ursache für ein schlechtes Management bei den Staaten sind es die angehäuften Schulden. Heutzutage definiert man diese nur noch in Milliarden. Aber was ist die Folge für die Firmen oder Staaten? Wenn die Bonität erst einmal infrage gestellt wurde ergibt sich daraus ein Teufelkreis, der die Firmen oder Staaten noch weiter hinab zieht. Eine Ratingagentur legt mit einer Herabstufung den Grundstein zu einer Firmenkrise (Staatskrise), verschlimmert diese oder erschafft erst diese, wenn es zu ratingbedingten, vertraglich festgelegten Kreditkündigungen oder zu einer automatischen Zinsanhebung kommt. Letztendlich dient es nur zur Gewinnmaximierung von Finanzunternehmen. Ob die Bewertungen wirklich und tatsächlich objektiv richtig sind, ist aufgrund früherer Fehlleistungen der Ratingagenturen fraglich.

Zitat: Wikipedia > Ratingagenturen

Interessenkonflikte

Den Agenturen wird zuweilen vorgeworfen, dass sie zu enge Beziehungen zum (Finanz-) Vorstand von Schuldnern (Emittenten) pflegen, was zu übertriebenem gegenseitigen Einfluss führen kann oder sie gar der Gefahr der Irreführung aussetzt. In regelmäßigen Treffen mit Schuldnern werden diese durch die Agenturen dahingehend beeinflusst, welche Maßnahmen zu ergreifen oder zu unterlassen seien, um ein bestimmtes Rating zu erhalten oder aufrechtzuerhalten. Da Schuldner und nicht Investoren die größte Einnahmequelle der Agenturen darstellen, liegt hier die Gefahr eines Interessenkonfliktes nahe: Drohende Herabstufungen könnten zu Streitigkeiten oder gar einem Verlust der Gebühren zahlenden Schuldner durch Wechsel der Agentur führen. Die Gefahr eines Interessenkonflikts wird als geringer eingestuft, wenn eine Agentur viele Auftraggeber hat. Auf dem Markt der strukturierten Finanzprodukte kontrollieren jedoch etwa seit 2002 die sechs größten Auftraggeber die Hälfte und die zwölf größten vier Fünftel des Ratingmarktes.

So schaukelt sich der Finanzmarkt immer weiter auf mit einem großen Anteil durch die Herabstufungen von Firmen, Banken oder Staaten. Die Folge davon kann letztlich nur ein Finanzchaos sein, weil niemand mehr die Zinsen zahlen kann oder niemand mehr irgendjemandem einen Kredit geben will und so Geld verleiht. Die Finanzmärkte, die auf die Einnahmen dieser Transaktionen angewiesen sind, nur so ihre Existenz sichern, brechen die Einnahmen weg und sie geraten selbst in den Abwärtsstrudel des Geld- und Aktienmarktes.

Aber letztlich haben die Finanzmärkte nur so entfesselt arbeiten können, weil alle Regularien durch Clinton, Thatcher und auch Kohl beseitigt wurden. Diese haben die Finanzmärkte erst zu Maßnahmen veranlasst, die früher so nicht möglich waren. Absolute Freiheit und keine Begrenzung und Regularien für die Finanzmärkte auf dieser Welt. Auch so sind erst viele Probleme und Krisen entstanden. Die Gier nach dem Geld ist unbeschreiblich und verblendet die Menschen in ihrem Tun, die außer Geld nichts anderes kennen, und die keine Hemmungen haben. Die Ratingagenturen sagen, wir geben nur unsere Einschätzung über bestimmte Dinge ab und machen so wissentlich alles nur noch schlimmer. Somit sind diese Agenturen nur in negativsten Sinne Meinungs-Institute!

Durch bestimmte Maßnahmen versuchen sich die betroffenen Staaten zu wehren. Aber wie beim Menschen, ist der Ruf erst ruiniert schwebt eine permanente Skeptik über allen Taten, die für eine Rettung oder Stützung der Finanzen unternommen werden. Aber sind wirklich alle Schwächen auch so zu bewerten? Manches ist sicherlich in der Einschätzung überzogen, so dass auch überreagiert wird, also eine künstliche Realität entsteht. Alles Handeln der Staaten soll bitteschön nicht dazu dienen, die Finanzmärkte zu beruhigen, denn diese regieren keine Staaten. Die Politik muss die Finanzwelt in die Schranken weisen und Regularien schaffen, die ein Ausufern der Finanztransaktionen unmöglich machen und zur Beruhigung des Marktes führen. Hektisches Handeln in diesen Zeiten der großen Probleme ist nicht angesagt und auch nicht erforderlich.

Die Frage ist, brauchen wir wirklich Ratingagenturen, was durchaus mit jein beantwortet werden müsste. Jedoch nicht so und nicht in dieser Form, wie diese jetzt agieren. Wenn die Ratingagenturen ihre „Meinung“ äußern und so auch Firmen, Banken und Staaten ins Abseits manövrieren, dann müsste zumindest für die Staaten der IWF mit ins Boot gezogen werden. Für erhöhten Zinsleistungen von Firmen, Banken oder Staaten sind bei offensichtlichen Fehleinschätzungen die Verursacher in Regress zu nehmen, also die Ratingagenturen sollen haften für ihr Tun. Es kann nicht sein, auch wenn diese nur eine Meinung kundtun, wie sie sagen, dass diese immer, egal was passiert, außen vor sind.

Bei Europa, eingeschlossen die Firmen, Banken und auch die Staaten, könnte mancher auf den Gedanken kommen, diese Aktionen sind bewusst gesteuert, um den Euro und Europa zu schwächen. Jedoch beweisen kann man das nicht. Die Frage wäre zu stellen, wem nutzt ein schwacher Euro und ein schwaches Europa? Denn Schulden hat quasi jeder Staat, natürlich auch oft zu viel, das muss jedoch gegen die Wirtschaftsleistung gestellt werden. Jedoch der Markt Europa wird gebraucht und nicht nur der Binnenmarkt auch die Produkte, die aus Europa kommen. In der Welt sollte man sich wohlweislich gut überlegen, ob die weltweiten Märkte ohne Europa überhaupt funktionieren. Das nur bis zum Tellerrand der Ratingagenturen schauend und nur auf erhöhte Zinsen für ihre Auftraggeber achtend ist eine große Gefahr für alle, weil der globalisierte Weltmarkt mehr braucht, als nur höhere Zinseinnahmen, also eine erhöhtes Finanzpotential der Emittenten oder auch der Investoren und Kreditgeber. Es sind viele Rädchen im Weltmarktgetriebe vorhanden und diese dürfen sich nicht gegenseitig blockieren. Schwankungen auf dem Weltmarkt waren auch schon immer vorhanden. Das Problem ist eine sehr sensible und oftmals überzogene Reaktion auf konjunkturbedingte Schwankungen bei den Finanzmärkten. Das entspricht der heute geläufigen Mentalität praktisch auf fast alles überzogen zu reagieren. Nicht nur der einzelne Mensch wird von Ereignissen, Reizen und Informationen überflutet. Dadurch platzt bei jedem einmal die Hutschnur. Doch Regierungen, die Wirtschaft, die Banken, die Firmen und die Finanzmärkte müssen sich an Tatsachen orientieren. Dabei dürfen schwache Nerven einzelner nicht zu überzogenen und wirren Entscheidungen führen. Wir brauchen weltweit eine Beruhigung, auch wenn es zunehmend turbulenter in jeder Beziehung auf unserem Globus zugeht. Und wir brauchen keine Belehrungen von Ratingagenturen. Die sollten sich tunlichst um ihren eigenen Kram kümmern und sich über ihr Tun bewusst sein.

16.12.2011 – WM

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