Reihe: (2)Und sie machen einfach so weiter… – MK 11-18

Teil 2: Der Fluch einer technischen Errungenschaft – Plastik (Kunststoffe)

Dabei fing es doch so positiv, innovativ und modern an, nämlich die technischen Möglichkeiten zur Herstellung von Kunststoffen zu nutzen. Mit der Entstehung einer Polymerchemie am Ende des 19. Jahrhunderts nahm der „Siegeszug“ von „Plastik“ seinen Lauf, der mit seinen kreativen Möglichkeiten einen unvergleichlichen Einzug in alle Bereiche der Technik und unseren Alltag hielt. Dieser neue Industriezweig konnte aus Erdöl durch neu entwickelte Prozesse Kunststoff herstellen, der sich in drei grundsätzliche Zweige mit unterschiedlichen Eigenschaften aufteilt. Es sind die Duroplaste, die Thermoplaste und die Elastomere. Die Entwicklungen aus diesen Kunststoffen erleichtern heute unser Leben immer noch, es ergaben sich neue Gestaltungsmöglichkeiten für Artikel des täglichen Bedarfs, für den Haushalt, die Industrie, den Maschinenbau, den Flugzeugbau, der Ausstattung von Häusern, der Gestaltung von Kraftfahrzeugen und prägten so ein Entwicklungszeitalter mit fast unbegrenztem Potential für die Verwendung von Kunststoffteilen. Die Zeit der positiven Einflüsse prägte die moderne Technik mit vielerlei Gestaltungsmöglichkeiten.

Es war keine plötzliche Ernüchterung, die bei den Fachkompetenten und Politikern vor einigen Jahren einsetzte. In der fatalen Erkenntnis, dass wohl doch nicht alles so reibungslos abgelaufen ist bei der Herstellung und Vermarktung von Kunststoffen aller Art, wie es sich als so wegweisend in der Zeit vom Start der Polymerchemie bis zum heutigen Tag zeigte. Nun stellten Umweltschützer, aber auch Behörden fest, dass sich Kunststoff und Mikrokunststoff (kleinste Partikel) praktisch überall in unserer Umwelt befinden, im Meer hauptsächlich, an den Stränden, in den Seen und Flüssen, in Getränken und gleichfalls in unseren Lebensmitteln. Der Kunststoff, einst hochgelobt, hat sich in seinen Hinterlassenschaften in allen Lebensbereichen zum GAU entwickelt, was ein ökologisches Desaster für uns Menschen und unsere Erde darstellt. Doch wie konnte das überhaupt so geschehen?

Die Zeiten des hemmungslosen Kapitalismus und Kaufrausches haben viele Menschen in unserer Gesellschaft fast blind gemacht gegenüber ihren Mitmenschen sowie ihrer für sie lebensnotwendigen Umwelt. Mit seinem Dasein hat der Mensch schon immer seine Welt verändert und das zwangsläufig. In den Auswüchsen des Verpackungswahns der Industrie hat sich unsere Menschheit dynamisch zur Wegwerfgesellschaft entwickelt. So ist heutzutage fast alles in Kunststoff verpackt und das vielleicht zwei oder gar dreimal. Die Politik hat die Entwicklungen der Industrie sicherlich beäugt, es jedoch aus zweifelhaften Gründen versäumt, Einhalt zu gebieten. Geld vor Umweltschutz, so scheint es zu sein. Als Beispiel: Wie kann man Mikroplastik in Produkten zulassen, der später irgendwo ins Meer gelangt und das unwiederbringlich. Die Hemmungslosigkeit der Verschwendung von Ressourcen offenbart sich in der Nutzung von Cafe-to-go Bechern in millionenfacher Form. Vielleicht fragt sich dabei mancher coole Typ, hey, was ist Umwelt?

So gesellte sich nun neben der Klimakatastrophe noch die Plastikkatastrophe in unserem Zeitalter hinzu. Dieses Zeitalter der Veränderungen unserer Erde durch den Einfluss des Menschen in biologischer, geologischer und atmosphärischer Art wird von Wissenschaftlern schon als das Erdzeitalter Anthropozän benannt. So geschehen durch Wissenschaftler im Jahr 2016 auf dem 35. Internationalen geologischen Kongress in Kapstadt. Man muss auch ganz klar feststellen, dass vielfach die Warnungen der Wissenschaftler zur Kunststoffverwendung ignoriert wurden. Doch man muss auch ebenfalls ganz klar feststellen, dass man die Entwicklung von Kunststoffen nicht grundsätzlich verdammen kann. In den Jahren nach dem Start der Polymerchemie bis zum heutigen Tag hat sich jedoch einiges verändert, was die Möglichkeiten für Produkte aus Kunststoffen betrifft. Man muss auch ganz klar differenzieren, wenn man über die Verwendung von Kunststoffen spricht. Plastik definiert sich in zwei Arten, nämlich in das primäre Mikroplastik und das sekundäre Mikroplastik. Man glaubt es kaum, aber das primäre Mikroplastik befindet sich in Kosmetika, Duschgels, Zahnpasten, Waschmittel und sind Mikroteile, die Effekte einer Reinigung, Peeling oder sonstige Auswirkungen haben sollen. Diese Mikropartikel kann keine Kläranlage wirklich aufhalten und deswegen landen sie letztlich in den Meeren und sind auf und davon. Beim sekundären Mikroplastik handelt es sich um Kleinpartikel, die durch die Zersetzung von größeren Plastikteilen durch UV-Licht und ein Aneinanderreiben bei Windbewegungen und andere mechanische Einflüsse entstanden sind. Durch die fünf bestehenden zirkulierenden Meeresdriftströme auf den Weltmeeren verteilen sich die Kunststoffteile überall auf der Welt. Die größeren Teile bilden in Kreiseln regelrechte schwimmende Teppiche. Kleinstteile verteilen sich ebenfalls und sinken letztlich auf den Meeresboden. Dieses Absinken ist geprägt und ursächlich abhängig von ihrer Größe sowie der Temperatur und den Salzgehalt des Meereswassers. Dort auf dem Meeresboden reichern sich diese Teile mit weiteren Giftstoffen an und funktionieren wie Passivsammler, wo einige Wissenschaftler der Ansicht sind, dass sich durch diese Schadstoffansammlungen der Sauerstoffgehalt von Meeren und anderen Gewässern ändern könnte. Der Verbleib dieser Kunststoffteile vor Ort kann über einige 100 Jahre andauern.

Der Normalbürger denkt vielleicht, ist es denn wirklich so schlimm mit dem Plastik oder machen uns die Umweltschützer „wieder mal was vor“? Wenn es auch mancher in den Tatsachen so nicht wahrhaben will kann man nur sagen, es ist viel schlimmer als man annimmt und kaum vorstellbar. Tatsache ist, dass sich die Menschen in einer unverantwortlichen Art und Weise selber vermüllen und sich einen Schei*dreck um die Auswirkungen kümmern. Man muss es so sagen, wir sind von allen guten Geistern verlassen, unseren Planeten so zu misshandeln. Ja, jeder trägt seinen Anteil an Schuld in unserer modernen Gesellschaft. Ja, einige tragen mehr Schuld, denn die sind die Hauptverursacher dieser Umweltkatastrophe Plastik. Manche Menschen in Deutschland werden sagen, wir trennen immer unsere Abfälle und Kunststoffe kommen in den Gelben Sack, was natürlich so stimmt.

So schreibt ein Autor auf Wikipedia, dass zwischen 1950 und 2015 weltweit 8,3 Mrd. Tonnen Kunststoff produziert wurden. Dabei werden 6,3% zu Abfall, 9% recycelt, 12% verbrannt und 79% landen auf der Müllhalde oder befinden sich irgendwo in der Umwelt. Nach Schätzungen von Umweltschützern sollen sich bis zu 140 Mill. Tonnen Plastik in den Weltmeeren befinden, aber es lässt sich schlecht einschätzen.

Schauen wir uns das einmal etwas genauer an wie es in Deutschland aussieht. In Deutschland wird der Kunststoff wiederverwertet. Das heißt aber nicht, dass alles wieder in den Produktionsprozess zurück geführt werden kann. Beim Abfallaufkommen unterscheidet man vier Gruppen. Es sind saubere, sortenreine und vermischte, verschmutzte Abfälle nach ihrer Entstehung und Reinheit. Dadurch ist festgelegt, ob eine werkstoffliche, rohstoffliche oder energetische Verwertung möglich ist. Also werkstofflich ist es eine direkte Rückgewinnung der Kunststoffart selber. Bei einer rohstofflichen Verwertung findet eine Rückführung in einer Spaltung der Polymerketten durch Wärme statt, die petrochemische Grundstoffe wie Öl und Gase zur Herstellung von neuen Kunststoffen ergeben. Der Rest wird energetisch genutzt und demnach verbrannt. Selbst wenn man die Recyclingquote nicht genau benennen kann, ist die Wiederverwendung aus Abfällen gering. Fest steht jedoch, in Deutschland wird recycelt. Dennoch können wir uns als Verbraucher nicht beruhigt zurück lehnen.

Wir sammeln, wir recyceln, aber es gibt noch andere Quellen von primärem Mikroplastik, der in den Weltmeeren landet und durch uns und unser Tun entsteht. – Ein Autor in Wikipedia definiert die prozentuale Verteilung wie folgt: Waschen von synthetischen Textilien 35%, Abrieb von Autoreifen 28%, Feinstaub aus Städten 24%, Straßenmarkierungen 7%, Schiffsbeschichtungen 3,7%, Kosmetikprodukte 2% und Pellets 0,3%. Die Partikelgrößen 1-300 Mikrometer.

Welches sind denn nun die Quellen des sekundären Plastiks global gesehen? Pauschal sind es einige Flüsse, welche ungefiltert ihr Transportgut Abfall und Plastik ins Meer befördern. Es sind die bekannten Flüsse: Jangtsekiang (China), Indus (Pakistan), Gelber Fluss (China), Nil (Ägypten) und der Niger (Nigeria). Diese Länder betrachten diese Flüsse als Abfalltransportgewässer, die ihre Abfälle kostenlos abtransportieren und das auf Nimmerwiedersehen, das war der Gedanke. Der Globus verzeiht solches Handeln auf Dauer nicht und rächt sich nun mit Katastrophe Nummer Zwei, weil so schnell nichts verloren geht. Die Abfälle sind in den Meeren gelandet.

Sicherlich, etliche Dinge weiß der Verbraucher gar nicht, die er mit seinem Handeln verursacht und benutzt nur die Angebote der Industrie. Nun muss man sich die Frage stellen, ob die Industrie ihre Produkte auch hinsichtlich Umweltschutz kontrolliert entwickelt. Nicht jedem Verbraucher ist klar, dass sich in vielen Produkten Mikroplastik befindet, wie in Kosmetika, Duschgels, Lippenstiften, Waschmitteln und Zahnpasta. Es ist ungeheuerlich, wie die Industrie so mit ihren Produkten Gewässer bewusst verschmutzt und das unter quasi Duldung der Bundesregierung. Gewässer zu verschmutzen sind Straftaten. Diese Produkte braucht der Verbraucher nicht und deswegen sind sie abzulehnen und nicht mehr zu produzieren. Tonnen von Abfällen erzeugen Cafe-to-go Becher, Aluminiumkapseln für Kaffeemaschinen und unterliegen keinem Verbot in der Herstellung. Hinzu kommt noch eine Unzahl von Einwegflaschen und Büchsen, die in der Herstellung enorm viel Energie verbrauchen. Die Regulierung der Mengenanteile dieser Festlegungen von Einweg- oder Mehrwegflaschen unterliegt die Politik und darf sich nicht nach den Bedürfnissen der Getränkeindustrie richten. Letztlich muss man Veränderungen auch wollen und als Voraussetzung auch in der Notwendigkeit erkennen. So hat die Bundesregierung im Jahr 2015 in einer freiwilligen Selbstverpflichtung die Produzenten dazu bringen wollen, dass der Mikroplastik aus den schon benannten Produkten verschwinden soll. Der Erfolg dieser Aktion war nicht durchschlagend und viele der so monierten Produkte gibt es im Jahr 2018 immer noch. Es hat somit keine Einsicht in den Köpfen der Manager dieser Firmen stattgefunden. Diese Produkte verschmutzen mit ihren Mikropartikeln unsere Gewässer und die Bundesregierung schaut nur zu, scheinbar völlig entgeistert und hilflos.

Natürlich kann der Verbraucher hinsichtlich der Vermeidung von Plastikmüll etwas tun, was auch die Ressourcen entlasten würde und ebenso die Folgekosten der Entsorgung. Das können wir Verbraucher tun, aber sonst sieht es nicht so positiv aus, denn unser täglicher Lebensablauf erzeugt Müll und das auch beim Plastik. Heutzutage gibt es einen hohen Anteil von Verpackungsmüll, wo man sich die Frage stellen muss, brauchen wir das wirklich alles so piekfein verpackt. Jeder sollte sich Grenzen der Akzeptanz hinsichtlich Verpackungen setzen, was ein Anfang wäre.

Gut, jedenfalls kann man sagen, dass in Deutschland auch noch nicht alles mit der Abfallvermeidung und Abfallentsorgung hinsichtlich Plastik (Kunststoffe) so rund läuft, jedoch gibt es das System einer geordneten Entsorgung. In etlichen anderen Ländern auf unserer Erde hat man bezüglich Müllentsorgung den Eindruck, als wären die Menschen von allen guten Geistern verlassen. Sie beseitigen ihren Müll einfach so in ihrem Umfeld und vermüllen sich so selbst. Die Gleichgültigkeit dieser Menschen erweckt den Eindruck, als gäbe es unsere Erde noch ein paar Mal und man brauchte sie nur einfach irgendwann auszutauschen. Dementsprechend sieht es auch in einigen Gegenden auf dieser Welt total vermüllt aus und niemand beseitigt den Abfall. Einige Staaten ignorieren einfach ihre Situation der Entsorgung. Hinzu kommt noch, dass durch die Meeresströmungen die Abfälle und Kunststoffe überall verteilt werden und an ehemals schönen Stränden auftauchen. Doch die Augen zu verschließen ändert nichts an der Tatsache.

Einige Menschen ignorieren die Tatsachen, anderen wiederum ist sowieso egal, wiederum andere haben die katastrophalen Auswirkungen für unsere Umwelt noch nicht erkannt. Wenn man darüber nachdenkt stellen sich einem folgende Fragen:

  • Wie kann man schnellstmöglich die Quellen für den Eintrag von primärem und sekundärem Plastik in unsere Meere stoppen?
  • Wie kann man die Menschen weltweit davon überzeugen, bewusster ihre Umwelt wahrzunehmen und keine Abfälle irgendwo zu entsorgen?
  • Mit der Entfernung von Plastik, besonders Mikroplastik, in den Meeren ist auch die Gefahr einer Veränderung des biologischen Gleichgewichts verbunden, so die Fachleute. Jedoch welche Art Plastik kann überhaupt entfernt werden?
  • Plastikabfälle sind weltweit verbreitet, insbesondere findet man Mikroplastik überall auf der Welt. Welche Auswirkungen hat Mikroplastik auf die Weltmeere, die weitere Umwelt, auf die Tiere, unsere Nahrung und entwickelt weitere jetzt noch nicht bekannte Einflüsse?

Alle Berichte über Plastik signalisieren den politisch Verantwortlichen, es ist höchste Zeit, etwas zu tun. Was könnte man als Maßnahmen einleiten:

  • Die freiwillige Selbstverpflichtung, von der Politik initiiert, der produzierende Industrie zur Beseitigung von primärem Mikroplastik in ihren Produkten ist gescheitert. Ein sofortiges Verbot von Mikroplastik in flüssiger, gelartiger, wachsartiger Form und ebenfalls Kleinstpartikel in Kosmetika, Duschgels etc. ist dringendst notwendig. Damit die Gewässer nicht mehr verunreinigt werden. Gewässer zu verunreinigen ist strafbar!
  • Initiieren von weltweiten Kampagnen zur Aufklärung der Menschen über Auswirkungen der wilden Entsorgung von Plastik.
  • In den fünf großen Strömungen der Weltmeere könnten Spezialschiffe größere, noch schwimmende, Plastikteile aufnehmen und entsorgen.
  • Einwirken der UN auf die bekannten Nationen mit fehlender Infrastruktur zur Abfallentsorgung, insbesondere Plastik, dieses Manko zu beheben, verbunden mit der Verpflichtung der Beseitigung.
  • Thematisieren dieser Plastik-Katastrophe bei einer Sonder – Umweltkonferenz, denn Eile ist geboten!
  • Sammelstationen für Seeschiffe zur Entsorgung ihrer Abfälle.

Fazit:

Plastik in unterschiedlicher Form und Art ist auf der ganzen Erde in fast allen Gegenden zu finden, das ist eine ökologische Katastrophe. Eine höchste Dringlichkeit des Handelns zur Reduzierung von Kunststoffabfällen und einer sachgerechten Entsorgung ist geboten. Dieses muss in allen Ländern auf dieser Erde Pflicht sein, verbunden mit der Sorgfalt der Entwicklung von umweltgerechten Produkten. Die Gier nach immer mehr Geld darf unseren Planeten nicht zerstören, also unsere Lebensgrundlage! Es kann nicht sein, dass es letztlich immer noch heißt, und sie machen einfach so weiter…

25.03.2018 – WM

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