Gigantomanie in Deutschland

Monströs, bombastisch und beeindruckend, so müssen Dinge sein, mit denen sich Menschen rühmen oder schmücken wollen, ihr Ego befriedigen oder eine Gewinnmaximierung möglich ist. Auf viele Menschen wirkt diese praktizierte Gigantomanie verschwenderisch und vor allen Dingen ziemlich protzig. Diejenigen, die das alles so beeinflussen oder nutzen, sagen natürlich sofort, das können wir uns leisten und bezahlen es doch auch. Ja das ist sicher richtig, aber diese Frage stellt sich eigentlich garnicht, was vielleicht nicht verstanden werden will. Mit diesem Größenwahn ist eine gewaltige Verschwendung verbunden. Eine Verschwendung von Ressourcen, Geldern und menschlicher Energie. Das passiert alles in unserer Welt und auf unserer Erde, welche als Mikrokosmos existiert. Jedoch von diesem Größenwahn ist Deutschland nicht ausgeschlossen. Denn es ist eine Demonstration von Macht.

Schon Hitler praktizierte dies mit seinen gigantischen Bauten. So sei zu erwähnen, dass die gewaltige, nie fertig gestellte Ferienanlage auf der Insel Rügen in einer Länge von 4,5 km, mit einer seiner Wahnideen „Kraft durch Freude“, eine Verschwendung war. Dieser Herr hat, auf eine weitere uns bekannte schlimmere Art, seinen Größenwahn ausgelebt. Nie geschah dies zum Wohle der Menschen.

So ist das Bauwerk Stuttgart 21 eines dieser herausragenden Monsterbauwerke, die am Menschen vorbei geplant wurden. Nicht einmal der sinnvolle Nutzen ist in einer Studie über die Kosten-Nutzen Rechnung überhaupt klar festgestellt worden. Bei diesem geologischen Wagnis eines Bahnhofs liegt die Brisanz tatsächlich im Untergrund. Der Baugrund wurde vom bisherigen Projektleiter der Deutschen Bahn AG, Hany Azer, zusammenfassend als „schwierig“ gekennzeichnet. In vielen Planfeststellungen gibt es etliche Ausnahmen. Die Deutsche Bahn sagt, es sei durch Gutachten die Wirtschaftlichkeit belegt worden. Die Sicherheitstudie für den unterirdischen Bahnhof wirbelt das ganze Projekt sicherlich noch einmal kostenmäßig durcheinander. Viele Bürger fragen sich muss es so ein monströses Bauwerk überhaupt sein, was Stuttgart und die Umgebung völlig umkrempelt. Die Kosten klettern ständig nach oben und werden nach Schätzungen einiger Sachkundiger wahrscheinlich 10 Mrd. € übersteigen, wenn nichts unvorhergesehenes (siehe Elbphilharmonie) passiert. In der Medizin ist es so, dass die Leistung eines Arztes sich auf das medizinisch sinnvolle und notwendige bei einer Erkrankung eines Menschen beschränken soll. Aber bei Protzbauwerken ist das wahrscheinlich egal, wie viel Geld dort verheizt wird. Der Staat und der Steuerzahler wird’s schon richten.

Aber diese Gigantomanie bezieht sich mittlerweile auf viele Dinge, mit denen wir es zu tun haben. Der Größenwahn pur ist erkennbar bei etlichen Objekten oder Erscheinungen, die da sind:

  • Die Elbphilharmonie
  • Dem neuen Flughafen von Berlin
  • Flughäfen in Bundesländern, für die niemand Verwendung hat
  • Gigantische Kreuzfahrtschiffe, mit mehr als 4000 Passagieren
  • Riesengroße Containerschiffen, mit einer Gesamtlänge von 400 m und demnächst noch länger
  • Es entstehen riesige Autohäuser
  • Für Veranstaltungen kennt man fast nur noch Arenen für tausende Menschen
  • In einigen Bundesländern gibt es den Großversuch mit einem Riesen-LKW, so genannte Gigaliner
  • Extrem kostenintensive Olympia Veranstaltungen
  • Gewaltige Filme in 3D mit durchgängig Voll-Action entstehen
  • Die gewaltigen sozialen Netzwerke mit vielen Gefällt-mir-Klick-Aktionen
  • Es gibt riesige Einkaufzentren, die andere Geschäfte in den Städten ausblutet
  • Gewaltige Gehälter für Fußballspieler in astronomischen Höhen
  • Zusätzliche Boni für Banker, weil sie kurzfristig hohe Gewinne eingefahren haben

Auch der private Bereich des Bürgers ist davon nicht ausgeschlossen. Die stark auf Leistung und Raumvolumen ausgerichtete PKWs tummeln sich auf unseren Straßen wie die SUVs zum Beispiel. Es reicht nicht aus zu sagen, das können wir uns selbstverständlich leisten. Die Frage ist, können wir uns auf der Erde das überhaupt leisten. Nein, mit Neid hat dies überhaupt nichts zu tun. Müssen wir mit unseren Ressourcen und unserer Umwelt so rabiat umgehen?

Bei allen Dingen muss man sich doch die Frage stellen, welchen Nutzen haben die Menschen davon überhaupt, wenn es um Riesenprojekte in Städten geht. In vielen Fällen ist es nicht sinnvoll und dient ausschließlich dem Imponiergehabe und nicht zu vergessen, dem Geschäft. Denn nicht alles, was machbar ist, ist auch sinnvoll. Die Menschen kommen in vielen Belangen in unserer Gesellschaft einfach zu kurz. Eine kapitalistisch geprägte Ellenbogen- und Imponiergesellschaft wie in Deutschland hat offensichtlich keinen Gedanken an den Menschen selber mehr, es zählt nur, ich will das und dieses sofort, alles andere wäre Zeitverschwendung.

Viele Dinge könnte man mit den verschwendeten Geldern für die Menschen tun, vor allem sinnvolle Dinge. Maßvolles Planen und umsetzen von Projekten schont den Geldbeutel einer Privatperson, aber auch des Staates und spart Ausgaben, die der einzelne Bürger und eben auch der Steuerzahler letztlich aufbringen muss. Jedoch alles, was gemacht wird, sollte als Maxime dem Menschen nutzen und Schaden von ihm abwenden. Das sollte der Staat so praktizieren, aber auch der Privatmann. Wichtige Dinge zu tun ohne darüber nachzudenken, was daraus entstehen kann, sollte es nicht geben. Projekte sollten sich nicht an der Machbarkeit, sondern an dem Nutzen für die Menschen in dem Land orientieren. Die Menschen sollten mit ihrer Umwelt rücksichtsvoll und schonend umgehen. Der Mensch sollte bei allem Tun und Handeln immer im Vordergrund stehen. Niemand sollte Dinge tun, die jemand anderen in seiner Freiheit einschränkt, der Persönlichkeit Schaden zufügt und den zwischenmenschlichen Beziehungen schadet. -Nur schade, dass es soviel „sollte“ gibt und nicht stattdessen „ist schon“.

Unsere solidarische Gesellschaft braucht den inneren Zusammenhalt, die Menschen mit ihrer Ego-Manier empfindlich stören. Der Zusammenhalt einer Gesellschaft ist das höchste Gut in einer Demokratie. Für die Gesellschaft ist es nicht wichtig, was man sich leisten kann, sondern, was man für die Gesellschaft tut. Sinnvolle Dinge zu tun, ist der erste Schritt des Einzelnen, etwas für den Staat, für die Gesellschaft und für die anderen Menschen zu tun. Dabei ist die Gigantomanie zu besiegen, also den Größenwahn nicht zuzulassen in unserer Gesellschaft und unserem demokratischen, freiheitlichen Deutschland. Falsch verstandene Demokratie und Freiheit darf es nicht geben. Die Gesellschaft muss dieses ächten und darf es nicht dulden. Es ist schlimm, wenn Menschen alles nur für sich ausnutzen. Können sich die Menschen noch besinnen?

23.05.2013 – WM

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