Die Campusbahn in Aachen ohne Alternative?

In Aachen wird für die Zukunft geplant, so wird es uns, dem Bürger, von den an der Planung Beteiligten vermittelt. Die Campusbahn ist ideal passend für Aachen, zukunftsweisend für eine innovative Beförderung von Fahrgästen und wird durch die saubere Energie Strom angetrieben. Aber ist das wirklich so und kann sich die Stadt Aachen das überhaupt leisten?

Nein, mangelnde Kompetenz oder mangelndes Wissen über Zukunftstechnologien will ich bei den Verantwortlichen nicht infrage stellen. Wenn man von einer Idee absolut überzeugt ist und es auch wirklich nach der Überzeugung der Politiker, sowie auch der Gutachter für Aachen ein absolutes Highlight wäre, es leicht passieren kann, dass alles etwas idealisiert betrachtet wird und der Blick fokussiert hauptsächlich in eine Richtung geht. Ich habe den Eindruck, dass das genau passiert ist bei den durchgeführten Planungen für die Campusbahn. Es begann mit dem neuen Campus in Aachen, wo diese Idee sicherlich ihre Geburtsstunde hatte. Aber es sei die Frage gestattet, brauchen wir in Aachen deswegen so ein gewaltiges neues Verkehrskonzept?

Die planerischen Aktivitäten der Stadt Aachen stehen, was neue Projekte angeht, nicht unbedingt in einem rosigen Licht. Erinnern möchte ich an den Industriepark Avantis, der wegen Fehleinschätzungen oder überschwänglicher Erwartungshaltungen bezüglich der Nutzung dieses Gewerbeparks ein Reinfall war. Die Aktion war ein absoluter Fehlschlag und eine große Pleite, welche den Bürgern 50 Millionen Euro gekostet hat. Dann wäre da noch das Kapuzinerkarree zu nennen, welches vielen Handwerkern wegen Schlampereien in der Planung und Projektleitung durch einen bekannten Architekten schlichtweg ihre Existenz gekostet hat. Mit wahnsinnigen Folgekosten sollte auch ein Bauhaus am Katschhof entstehen, was den Stadtsäckel weiter belastet hätte. Auch das Desaster mit der Kaiserplatzgalerie ist schon zur ewigen Geschichte geworden. Und nun die neue großartige Idee mit der Campusbahn.

Aber braucht Aachen wirklich diese Stadtbahn? Die Kosten wären gewaltig, die die Stadt und die Verkehrsbetriebe verkraften müssten. Auch wenn das Land dieses Projekt fördern würde ist es fraglich, ob ein Konzept dieser Art überhaupt diese gepriesene Zukunft hätte und die wahnsinnigen Kosten rechtfertigen würde. Ich meine nein, denn die Verkehrssituation in dem eng gebauten Aachen ist eine Besondere. Man will uns glaubend machen, dass dadurch alle Verkehrsprobleme des öffentlichen Nahverkehrs gelöst würden. Bei einem gemischten Beförderungssystem (Bus und Bahn) ist die Trassenführung von entscheidender Bedeutung und einfach mehr Beförderungseinheiten auf den Weg zu schicken ist, so glaube ich, ist nicht die Ideallösung. Solange bei den Trassen auch der Individualverkehr mitmischt, ist es ein unsicheres Unterfangen zu glauben, das ist eine optimale Lösung, diese Campusbahn. Ist es nicht so, dass man die möglichen Alternativen gar nicht so richtig in den Blick genommen hat und auch nicht so berücksichtigen wollte, weil die Stadtbahn doch so schön wäre? Nach meiner Einschätzung gibt es, so glaube ich, preisgünstigere Möglichkeiten den Verkehr zur Fahrgastbeförderung zu verbessern. Die Steigerungen auf die zu erwartenden Fahrgastzahlen sind Prognosen und rein hypothetisch. Es wird sich sicherlich noch viel im öffentlichen Nahverkehr verändern, aber diese Steigerungen mit dem Campus in Verbindung zu bringen ist schon ziemlich wagemutig. Ein gewaltiges Manko ist natürlich die Tatsache, dass im Gebiet des Campus keine Wohnungen gebaut werden sollen. Aber würden denn dadurch die Fahrgastzahlen so stark steigen, dass dadurch ein neues Verkehrskonzept erforderlich ist?

Es wären schon gewaltige Umbrüche notwendig in Sicht zum heutigen, aktuellen Verkehrskonzept, wenn diese Campusbahn realisiert werden sollte. Daraus resultierend wären gewaltige Baumaßnahmen durchzuführen, die Aachen, die Geschäfte, die Bürger als auch den Individualverkehr über Jahre hinweg belasten würden und die Stadt bedingt durch das neue Verkehrskonzept etliche Fördergelder zurückzahlen müsste. Letztendlich muss sich das Ganze auch rechnen und amortisieren. Die Stadt darf sich nicht auf die Zuschüsse verlassen und sich dadurch entlastet fühlen. Auch die Folgekosten wären nicht so einfach wegzustecken und auch den schwächlichen Stadthaushalt zusätzlich belasten. Es wären Fahrpreiserhöhungen sicherlich nicht auszuschließen, was dem Bürger ein wenig die Lust am neuen Fahrgefühl nehmen und die Akzeptanz für diese Stadtbahn mindern könnte. Also, muss sich die Stadt das antun?

Es gibt auch zukunftsweisende andere Technologien, die ebenfalls heute schon ihren Platz haben. Wie da wären, die Hybridtechnik, die Wasserstofftechnik und die Technik der Brennstoffzelle, die ja auch den Wasserstoff nutzt und in der Energieplanung auch zukunftsorientiert wäre. Die dafür erforderlichen Pufferbatterien dürften bei diesen Technologien wesentlich kleiner ausfallen. Bei dem durchgängigen Einsatz der Batterietechnik „ohne wenn und aber“ bin ich mir nach dem derzeitigen Stand der Entwicklung darüber im Klaren, dass es zwar Ansätze für Verbesserungen dieser Technik gibt, die aber noch Zeit zur Optimierung brauchen. Es ist demnach eine recht teure Technik der 100%-tigen Batterienutzung zum heutigen Zeitpunkt, die einen hohen Wartungsaufwand erforderlich macht.

Wenn man sagt, die Stadtbahn könnte mehr Fahrgäste pro Einheit befördern, ist das sicher richtig. Aber wichtiger ist es ein Mehr an Fahrgästen, die es nach den Annahmen geben soll, zum richtigen Zeitpunkt befördern zu können. Es ist demnach wichtiger den öffentlichen Nahverkehr besser zu koordinieren und auf die Bedürfnisse der Beförderung abzustimmen. Die Befürworter sagen, dann koppeln wir einfach zwei Züge zusammen, um mehr Fahrgäste zu befördern. Aber allein die Länge der Bahneinheit würde zu einem Problem im laufenden Verkehr führen und die Abstimmungen mit den anderen Verkehrseinheiten wäre problematisch. So einfach ist es demnach nicht!

Nur eine Stadtbahn zu wollen nach dem Motto „nice to have“ kann nicht der ausschlaggebende Grund sein, dieses Projekt zu planen und auch durchführen zu wollen. In der heutigen Zeit müssen Kosten gesenkt und nicht erhöht werden. Wenn dort viel Geld in den Durchführungskosten und Folgekosten gebunden wird, muss es an anderen Stellen zwangsläufig zu Kürzungen führen. Die erhofften Zuschüsse bleiben nun aus, wodurch der planerische Blick nicht mehr so getrübt ist. Vieles wäre zwar schön für die Stadt Aachen, aber alles lässt sich nicht realisieren und man sollte deswegen auf dem Teppich bleiben und nicht abheben.

Die Substanz der Stadt ist erhaltenswert, das sollte ein vorrangiges Ziel sein. Vieles ist zu verbessern und nicht nur im Stadtkern, liebe Stadtväter.

In Aachen hat sich eine Bürgerinitiative gegen die Campusbahn gebildet, die über folgenden Link zu erreichen ist: www.campusbahn-groessenwahn.de

16.04.2012 – WM

 

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